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Bastowerkstatt – Else Stadler-Jacobs und ihre Tiere aus Bast
Christoph Sauter, Daniel Karrasch
Erschienen im März 2025 beim Deutschen Kunstverlag,
160 Seiten
Mitte der 1920er Jahre begann die junge Kunsthandwerkerin Else Stadler-Jacobs aus Pasing bei München mit textilen Materialien zu experimentieren. Besonders Bast faszinierte sie – ein damals im Kunsthandwerk kaum genutztes Material. Mit viel Geschick und einem außergewöhnlichen Gespür für Formen und Farben entwarf sie dekorative Tierfiguren, die bald internationalen Anklang fanden. Bereits 1930 belieferten ihre Modelle renommierte Kaufhäuser in Chicago, San Francisco, London und Budapest.Um die wachsende Nachfrage zu bedienen, beschäftigte Stadler-Jacobs zahlreiche Frauen, die ihre kunstvollen Tiere in Heimarbeit fertigten. In den Wirtschaftswunderjahren erlebte ihre Manufaktur einen regelrechten Boom und bot bis zu 50 Frauen Arbeit. Über Jahrzehnte hinweg schuf sie mehr als 100 Tierarten – von heimischen Waldbewohnern bis hin zu exotischen Kreaturen.
Fast wäre ihr beeindruckendes Lebenswerk in Vergessenheit geraten. Doch 50 Jahre nach dem Ende ihrer Produktion wurde es auf einem Dachboden in München wiederentdeckt. Daniel Karrasch und Christoph Sauter haben sich auf Spurensuche begeben: Sie erzählen die bewegende künstlerische und wirtschaftliche Erfolgsgeschichte dieser außergewöhnlichen Frau, beleuchten ihre künstlerischen Wurzeln im München der Zeit nach 1900 und rekonstruieren den aufwendigen Herstellungsprozess ihrer Basttiere. Ein reich bebilderter Katalogteil, ergänzt durch historische Aufnahmen, bringt die fantasievolle Welt der „Bastowerkstatt“ zurück ans Licht.
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Die modernen Frauen des Atelier Elvira
Diverse Autor*innen
Erschienen im Juni 2022 beim Volk Verlag, München,
240 Seiten
BUCHBEITRAG 1
»Die Farbgestaltung der Fassade des Atelier Elvira – Versuch einer Rekonstruktion«
Die Fassade des Atelier Elvira in München mit seiner rauschartigen, ikonenhaften Ornamentik war in seiner Gestaltung einzigartig. Ein belächelter und bewunderter Skandal, das Stadtgespräch Münchens, der nicht nur die Bekanntheit des Ateliers in Deutschland steigerte, sondern auch den Architekten und Künstler August Endell ins Rampenlicht rückte. Von der Fertigstellung 1898 bis zu seiner Auslöschung durch die Nationalsozialisten 1937 dokumentieren zahlreiche Fotografien das Werk in seiner Formensprache und Lichtwirkung. Die spezifische Farbigkeit bleibt in den Schwarzweiß-Aufnahmen allerdings verborgen. Dabei war gerade dieser Aspekt der Gestaltung maßgeblich an der Wirkung beteiligt. Es existieren von Endell keinerlei Farbskizzen oder konkret benannte Farbtöne. Verwunderlich, dass ein Paukenschlag mit solch kräftigem Nachhall kaum überlieferte Spuren hinterlassen haben soll.
BUCHBEITRAG 2
in Zusammenarbeit mit Daniel Karrasch:
»Mathilde Goudstikker – Etappen einer Spurensuche«
1891 wird in Augsburgs Innenstadt das erste von Frauen geleitete Fotoatelier eröffnet – eine Filiale des berühmten Münchner Atelier Elvira. Die 26-jährige Sophia Goudstikker und ihre acht Jahre ältere Lebenspartnerin Anita Augspurg sind dort seit 1887 als höchst erfolgreiche Unternehmerinnen stadtbekannt: Beide bringen aktiv die moderne Frauenbewegung voran.
Die Augsburger Filiale ist die Existenzgründung für Sophias jüngste Schwester, die 17-jährige Mathilde Goudstikker. Sie übernimmt bereits kurz nach der Eröffnung die Geschäftsführung des Atelier Elvira in der heutigen Ludwigstraße 22. Die junge Fotografin trifft auf viele Persönlichkeiten wie beispielsweise Karl Ludwig Fugger-Babenhausen, die Dirigenten Hans von Bülow und Felix Mottl, den Pionier der Orthopädietechnik Friedrich Hessing sowie den jungen Rainer Maria Rilke. Nach dem Verkauf des Atelier Elvira in Augsburg übernimmt Mathilde Goudstikker im Münchner Fotostudio eine tragende Rolle. Zeitlebens im Schatten ihrer größeren Schwester, geriet die Lebensgeschichte Mathildes in Vergessenheit.